Theaterstücke entstehen in der Hoffnung, dass sie inszeniert, gespielt werden. Von den folgenden Theaterstücken ist keins je aufgeführt worden. Zwei Stücke wurden insgesamt drei Theatern eingereicht, keine Reaktion, nach Jahren und Aufforderung ungelesen zurück.
»Hase & Igel - Das Rennen oder Die Erfindung des Sports« wurde dem HENSCHEL-Verlag angeboten, bemängelt, hierauf von mir stark überarbeitet; die neue Fassung wurde gelobt, ins Verlags-Programm dennoch nicht aufgenommen.

Alle Stücke wurden von mir während etlicher Veranstaltungen gelesen.

 

 

Die 5. Kollektion

 

6. Szene

Kaiser erscheint

 

Kaiser:  Ja, guten Morgen, alle miteinander! Kommt, einmal alle miteinander drücken, gell! Super!

Agnes:  Vater, ich muss dringend mit dir reden!

Kaiser:  Ja dann, Agnes, gell – Gewand oder angewandt?

Agnes:  Angewandt.

Kaiser:  So? Dann kann sich´s nur um etwas handeln, das mir vorm Frühstück schon aufstösst.

Agnes:  Die Fünfte wird jetzt viel zu teuer – viel, viel zu teuer.

Kaiser:  Dann muss es der Armani für die Armanier ein bissel billiger machen, nicht wahr, Gottfried? (Gottfried=Zugewanderter)

Gottfried:  Ganz genau.

Agnes:  Das ist schon so billig gemacht, billiger geht´s bei Armani nicht.

Kaiser:  Freilich! Es darf auch nicht zu billig sein! Hm, was machen wir denn da? Gottfried, was meinst?

Gottfried:  Also wenn´s nicht billiger geht und es trotzdem zu teuer ist, soll man sich an ein Wort seiner Mutti erinnern, die gesagt hat: Spare in der Not, da hast du Zeit dazu.

Bertram (2. Weber):  Hehehehe.

Kaiser:  Super, gell! Aber wo sparen wir?

Gottfried:  Mein Kaiser, ich hab festgestellt, dass das warme Waschen, das Duschen und heisse Baden keinen guten Einfluss hat. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen negativ sind, sodass ich mir vorstellen könnte, warmes Wasser zu sparen.

Bertram:  Sehr richtig, Majestät. Wer sich wirklich waschen will, wäscht sich auch kalt, und wenn wir das warme Wasser ganz abstellen, wird man sehr schnell merken, wer das Schwein ist, der Dreckfink, der nur so großartig geduscht und gebadet hat, weil es heißes Wasser gab.

Kaiser:  Das warme Wasser abstellen? Aber doch nicht im Schloss? Gell?!

Reiner (1. Weber):  Aber nein, mein Kaiser, wir wissen doch, dass du selbstverständlich nie warmes Wasser verwendest, ebensowenig wie die Agnes, also braucht man´s notwendigerweise erstmal nur hier beim Gottfried komplett abzudrehn.

Gottfried:  Dem ist wohl - dir ist wohl nich gut?

Agnes:  Das wird auf keinen Fall reichen.

 

 

* * *

 

Goppel - Dötz

 

2. Szene (Auszug)

Teufel mit allem Drum und Dran am Schreibtisch sich räkelnd, nachlässig gekleidet. Es klopft.

 

Teuf.:  Jaaahhh -

Ein feiner Herr tritt ein.

Herr:  Bin ich hier richtig? Herr -? Oh, Gott!

Teuf.:  Komm hier bloß nicht an mit Herr und oh Gott! Spinnst du? Den da oben lässt du gefälligst außen vor! Rein hier! Mit wem haben wir denn die Ehre?

Herr:  Äh, ja, Entschuldigung, Trommler, Vorstandssprecher, Ins-Knie-Versicherungen-Bausparen.

Teuf.:  Soooo! Ein Edler mit unfreiwilligem Humor! Aber bitteschön, mach ruhig noch ein bisschen weiter. Dann geleit ich dich persönlich zum Schiegner, der bringt dir den Frack dann schon zum Flattern, Trommler! Und der welke Arsch wird auf Grundeis ganz von selber stramm!

Trom.:  Also, wenn ich ungelegen komme - schaue ich vielleicht später nochmal vorbei?

Teuf.:  Gingst gern nochmal auf die Toilette? Oder auf die Toilettenfrau? Unten raus, links übern Platz. Aber ich glaube ja wohl nicht!

Trom.:  Bei allem Respekt! Nicht in diesem Ton! Ich kann mich sehr gern auch anders orientieren!

Teuf.:  Aaachh - na schön, Trommler, okay, du bist hier richtig. Es hängt mir einfach langsam zum Hals raus. Früher hätte der Teufel dich geholt, heutzutage gehst du zum Teufel. Schön. Das hört sich in deinen Ohren vielleicht wie Erleichterung an! Aber nun kommen Heerscharen von euch unbedarften Brüdern hier anmarschiert! Tag für Tag! Weiß nicht, will nicht, keine Ahnung - armselige Witzfiguren! Auf diesem Resthof von Planeten, diesem Altenteil!

Trom.:  Tja, was soll ich -

Teuf.:  Ja, ja. Siehst du, gestern Abend ging ich mit meinem Utchen spazieren - aaahhh, mein Utchen, nicht! Oben stand die Venus, das Nachtgetier flog - wie in alten Zeiten! So. Und dann schaust du dich um: komplett armselig, im wahrsten Wortsinn aaarmseeeelig. Ich sags dir ehrlich, ich hab Heimweh gekriegt, Trommler! Ich häng nicht dran! Eiertanz, Firlefanz und Verwaltungskram, wo ich nicht mehr weiß für was! Du, es ist eine Erfolgsstory, aber es klingt wie Hohn: die Welt ist beim Teufel.

Trom.:  Und selbst wenn es nicht so wäre, würden es die Pessimisten auch nicht wahr haben wollen. Darf ich eine Frage einschieben?

Teuf.:  Einsch - ja.

Trom.:  Haben Sie - nein, andersrum - kommt der - Herr - nein, vielleicht besser, ich frag so: praktiziert der Herr Eisenhut noch? Unterm Strich dann doch wohl nicht, oder?

Teuf.:  Wie? Was? Aha. Aha. Eisen -? Was??

Trom.:  Alles klar. Ich -

Teuf.:  Ist heute - ist heute etwa - Dienstag?!

Trom.:  Sicher doch.

Teuf.:  Njeee, njeee, das ist, das ist! Momentchen, ja, Momentchen, bitte, ja! Warten, Trommler, okay?! Ich bin gleich wieder da!

Teufel ab. Wenig später erscheint er wieder mit goldenem Haar und goldener Nase im nicht billigen Anzug, und bevor er sich hinter den Schreibtisch setzt, stellt er auf diesen ein Schild: Lothar Eisenhut - Unternehmensberatung. Ein zweiter Stuhl schurrt herbei.

Teuf.:  Na, nun fassen Sie sich mal, Herr Trommler, und nehmen Sie Platz! Wir haben einander ja nun schon formlos kennengelernt - also, da haben Sie mich mal komplett auf dem falschen Fuß erwischt! Dienstag! An den Dienstag hatte ich nicht mehr gedacht! Hauptsächlich und sehr viel lieber mache ich natürlich die Unternehmensberatung, die sozialen Dienste verrichte ich eigentlich nur nebenbei - und trotzdem! Zwei Seelen, ach, wohnen in meiner Brust! Pardon, Pardon, Herr Trommler, ich hoffe, Sie können den kleinen Irrtum vorerst verschmerzen.

Trom.:  Aber ich bitte Sie! Es ist mir eine Ehre, eine große Ehre, Ihre persönlich Bekanntschaft zu machen - ich weiß im übrigen immer ganz gern etwas mehr Bescheid - vor allem wäre es sicherlich nicht hoch genug zu schätzen, wenn Sie sich bereitfinden würden, unser Unternehmen, das ich hier vertrete, in einer schwierigen Angelegenheit zu beraten. Kompetent, da gibt´s gar keinen Zweifel. Diskretion natürlich ist selbstverständlich.

Teuf.:  Schön, schön. Aha. Also, tja, dann weinen Sie sich mal aus, nich - ich meine, lassen Sie mal die Sau raus!

Trom.:  Gut. Das ist dann auch gleich mein Stichwort: Sau. Wir haben da nämlich in der Tat einen Fall, Herr - wie soll ich Sie eigentlich nennen? Satan? Oder? Faust? Nein - Fürst?

Teuf.:  Eisenhut. Eisenhut ist okay. Weiter.

Trom.:  Gut.

Teuf.:  Wichtig bei mir ist nur, dass mir der da oben außen vor bleibt, ja!?

Trom.:  Alles klar. Herrgott, das ist ja wohl selbstver - oh, Gott! Nein!! Ohgottogott!! Nein! Oh Goooott!

Teuf.:  Aus!! Und Ruhig. Ganz ruhig. Ganz, ganz ruhig. Es war mein Fehler, ganz allein mein Fehler! So. Ausatmen - kurz konzentrieren - weiter.

Trom.:  Entschuldigung. Also wir haben da einen Fall von, wie soll ich sagen - ich muss sagen am Rande der Verzweiflung. Ja. Von missbräuchlichem Versicherungsnutznießertum. Es klingt vielleicht harmlos, aber wir wissen uns keinen Rat mehr, Herr Eisenhut.

Teuf.:  Also der, zu mir zu kommen, war ja erstmal nicht der schlechteste. Interessiert mich. Doch, ja. Gehn Sie mal ins Detail.

Trom.:  Gern. Aber Sie sagen´s mir bitte, wenn´s Ihnen allzu klein-klein vorkommt!

Teuf.:  Oahh, mein lieber Herr Trommler! Klein-klein! Hah! Darüber denk ich gar nicht mehr nach! Warum? Alles ist klein-klein! Früher, als der da oben seine naive Monumentalphase hatte, da hatten wir hier auch entsprechend Großes! T-Rex, Iguanodon, Archäopterix, Triceratops! Ne?! Jaa. Persönlichkeiten! Wenn die um die Mittagszeit losackerten blieb kein Auge trocken, Herr Trommler! Und - Trommler - wenn die sich gepaart haben - eine Augenweide! Ausgestorben, musste alles dem selbständigen Krämer weichen, mit dem man nichts wie Arbeit hat. Aber euch gefällt´s was?

Trom.:  N-ja, man kennt einfach nichts anderes.

Teuf.:  Okay. Gut, das kann man gelten lassen. Es ist auch nur eine Experimentierphase. Ich weiß auch nicht, was er sich so gedacht hat. Jaaah, die Saurier - haben sich auch gegenseitig fertig gemacht, hatten aber keinen Glauben! Haben sich untereinander aufgefressen, aber keine Kirchen gebaut! Na und?! Es waren fette Jahre! Die Viecher waren von sich aus fertig, da brauchte es keine Walpurgisnächte und Gretchen hinten und Gretchen vorne - was hat er denn jetzt? Armselige Kreaturen mit Fernlenkwaffen, Arbeitsschutz, Lügendetektor und Krankenversicherung, Räuberbanden-Schlussverkauf, Narzissmus, Moral und Hundertmeterlauf - und wie das hier aussieht! Die Welt ein Schoß, der den Weg alles Irdischen noch x-mal fruchtbar machen wird, wo selbst ich sage: Neee- Und was bleibt Ihm da übrig? Na? Erlösung! Auch schön, nicht?! Herr Trommler, es wird eines Tages ein gutes Ende nehmen, das ist sicher. Bitteschön, von mir aus. Soll mir recht sein. Je eher, desto besser. Waren ein paar tausend magere Jahre nach 165 Millionen fetten. Geschenkt. Schauen wir einfach mal nach vorn, was, Trommler? Ja, war gut, das mal loszuwerden. Nichts für ungut. Wo war´n wir stehngeblieben?

Trom.:  Ja, ich führte aus, dass wir am Rande der Verzweiflung sind. Ein Bursche, sobald er nur das Haus verlässt - Herr Eisenhut, ich kann nicht, das ist doch alles nichts für Sie.

Teuf.:  Machen Sie mal ruhig weiter.

 

 

* * *

 

Kandinsky

 

4. Szene

Cafe "Kandinsky"

Frau, Renate, am Tisch, rauchend. Ein Mann im Alfa-Romeo-Kittel, Werner, erscheint.

 

Ren.:  Werner! Wie schön! (man küsst sich innig)

Wern.:  Hallo. Ja, du rauchst und - was ist das? - Whisky - trinkst Whisky. Unglaublich. Renate! (alles etwas schalkhaft)

Ren.:  Whisky-road! Jaaah! Ist sogar schon die zweite.

Wern.:  Unglaublich! Was machst du? Meine Güte!

Kellner erscheint

Kelln.:  Hallo. Darf´s was sein?

Wern.:  Um Gottes Willen, nein! Danke! Ich muss gleich weiter. Ja -

Kelln.:  Okay. Sonst alles gut?

Wern.:  Jaaah. Kellner ab

Ren.:  Dieser blöde Arsch. Ich frag ihn, ob´s für die zweite Whisky-road Rabatt gibt, und weißt du, was er antwortet? "Nein". Hätte er doch mal geben können, ne, oder?

Wern.:  Ja, hätte er geben können.

Ren.:  Naja, ist ja auch egal. Ist dir ja bestimmt auch sowas von egal, ne. Was red ich.

Wern.:  Das ist mir überhaupt nicht sowas von egal. Was redest du? Ich nehme nur an, du musst irgendwas haben, wenn du hier so - ich meine, du wolltest doch zum Sommerschlussverkauf, danach wolltest du doch gleich nach Hause -

Ren.:  War ich ja auch! Ich hab ja auch eingekauft! Die Scheiß-Vierdingszeitenbettdecken, Unterwäsche, Socken, alles okay, Werner! Dann taten mir einfach die Füße weh. Verstehst du das?

Wern.:  Klar, wenn man stundenlang unterwegs ist. Logisch.

Ren.:  Najaaa! Und dann setz ich mich hierher und ärgere mich erstmal schonmal wieder, weil man hier wieder gleich bezahlen muss, ne, und dann plötzlich geht das alles so und so und so - mein Gott!

Wern.:  Naja, wie´s manchmal eben so ist. Was war denn los? Wegen der Whisky-road?

Ren.:  Ach! Das kam ja erst viel später. Nein, wegen Dieter! Dass der in Berlin auf der Straße lebt und so! Ich war total fertig!

Wern.:  Hm? Dieter?

Ren.:  Ja, Dieter. Der aus Berlin war und einfach weg ist, weißt du doch! Mit dem ich zusammen war! Vor dir! Hab ich dir doch erzählt!

Wern.:  Ach der. Achso. Der lebt in Berlin auf der Straße? Ja. Und?

Ren.:  Na, das kann dir ja wohl egal sein. Ist dir wahrscheinlich auch egal. Aber mir ist es nicht egal. Auch wenn er dann - na, was red ich, ich mochte ihn eben mal. Ich weiß nicht. Vielleicht hab ich ihn sogar mal geliebt - und jetzt lebt er auf der Straße! Ich bin immer noch total geschockt!

Wern.:  Das ist doch auch durchaus verständlich. Wenn er jetzt in Berlin auf der Straße lebt. Unglaublich!

Ren.:  Naja, meinst du? Ich weiß nicht. Ist doch auch ein bisschen relativ, oder?

Wern.:  Relativ? Ich bitte dich! Das ist doch ganz furchtbar! Ich mein, da bin ja selbst ich geschockt!

Ren.:  Aber echt.

Wern.:  Du warst halt mit ihm zusammen, hast ihn vielleicht sogar mal geliebt, plötzlich taucht er auf, völlig - naja, eben auf der Straße! Das ist doch unglaublich!

Ren.:  Er selber ist ja nicht aufgetaucht! Würdest du hier auftauchen, obdachlos und völlig heruntergekommen? In Lübeck? Wenn du an seiner Stelle wärst?

Wern.:  Nö, wahrscheinlich auch nicht. Klar. Mehr kann hier aus ihm auch nicht werden. Ach, er kam gar nicht selber?

 

***

 

Hase & Igel - Das Rennen oder Die Erfindung des Sports

 

5. Szene

Frau Igel, der Hase Romeo und die Häsin Mercedes im Wald während des Wettrennens

 

Merc.:  Hallo, Romeo, da bin ich! Na, wie siehts aus? Gewinnst du?

Hase:  Wir laufen nochmal. Schön, dass du auch schon kommst.

Merc.:  Mit den größten Bedenken. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass mir langweilig wird. Also los, Romeo, streng dich an, ich will was sehn!

Hase:  Jaja, gleich. Also: Auf die Plätze! (Igelin schweigt irritiert) Na was?

Igelin:  Pardon. Fertig!

Hase:  Los!

Hase sprintet los. Mercedes und Igelin bleiben zurück

Merc.:  Toll, nich! Als ob zwanzig Köter hinter ihm her wären. Hat aber auch einen Wahnsinnshintern, der Romeo. Sie sind also der Herr Igel. Sehr interessant. Ich hab noch nie einen Igel gesehn. Romeo sagte: klein, ein bisschen dick, gar keine Beine - stimmt! Und machen doch gegen Romeo ein Wettrennen. Sowas Verrücktes! Ich bin übrigens Mercedes, das Häschen vom Romeo.

Igelin:  Angenehm.

Merc.:  Müssen Sie nicht langsam los?

Igelin:  Nein.

Merc.:  Nicht?

Igelin:  Nein.

Merc.:  Da staun ich aber (überlegt). Mein lieber Herr Igel, kann das sein, dass da vorn am andern Ende noch ein Igel steht? Und ihr beide lasst den lieben Romeo einfach hin und her laufen? Richtig? Hab ich recht? Sie könnens ruhig zugeben!

Igelin:  Na und? Ja, ja, ja, am Start steht mein Mann.

Merc.:  Ihr - das ist ja toll!!!

Igelin:  Es ist kein Beschiss!

Merc.:  Nein?

Igelin:  Nein, weil wir ja nicht laufen.

Merc.:  Ha, das ist mal wirklich schlau! Diese Igel! Dann könnt ihr das Rennen ja gar nicht verlieren!! Auf sowas kommt der Romeo nie im Leben. Das hat er nicht nötig, verlässt sich nur auf Schnelligkeit und Geschwindigkeit. Was krieg ich, wenn ichs nicht verrate?

Igelin:  Verraten Sies ruhig. Macht nichts.

Merc.:  Ach was! Wir wollen ihn doch nicht enttäuschen. Der Igel ist ihr - Mann? - Sie sind?

Igelin:  Seine Frau.

Merc.:  Ahhh!

 

***

 

Das unbesiegbare, unsterbliche Nichts

 

Mitte 2. Szene

Reiner, Pizzalina (eine Pizzafee)

 

Pizz.:   Aber bitte! Tut mir leid, dass ich Ihnen gar nichts bieten kann -

Rein.:  So ist es nicht gemeint. Das ist überhaupt nicht das Thema. Daran liegt´s nicht.

Pizz.:  Naja aber woran denn sonst?

Rein.:  An meinem Sohn. Und mir. Das ist so traurig, wie schlecht wir uns vertragen und miteinander auskommen; dass es nicht mal wenigstens an meinem Geburtstag anders ist. Einmal wenigstens! Aber nein. Woran das liegt, weiß ich nicht, und ich hab keine Ahnung, wie man das ändern könnte.

Pizz.:  Hmmm. Achso. Hm, was könnte man da machen? (was tun?) Nein, ich hab eine Idee! Senior -!

Rein.:  Ich bin gespannt und neugierig, aber Sie können ruhig du sagen.

Pizz.:  Schön, also ich bin die Pizzalina.

Rein.:  Pizzalina, ja, und ich bin der Reiner.

Pizz.:  Reiner, weil du heute Geburtstag hast, schenk ich dir, besonders, weil ich diese Traurigkeiten nicht vertragen kann, inklusive automatische Erfüllung - na? - drei Wünsche!

Rein.:  Ouuhh! Dankeschön.

Pizz.:  Das ist mal was, Reiner, was?

Rein.:  Tjaaah. Wünsche sind an und für sich immer frei.

Pizz.:  Ich sagte inklusive automatische Erfüllung, Reiner! Also wie im Märchen! Freu dich!

Rein.:  Egal was, oder nur sowas wie was auf die nächste Pizza soll?

Pizz.:  Nein, ganz egal was! Nur eine Bedingung!: die Pizza aus der Mülltonne muss wieder auf den Tisch!

Rein.:  Ja dann verzichte ich; ich esse keine Pizza aus der Mülltonne.

Pizz.:  Jaaah! Nein, natürlich wird sie frisch sein, neu und heiß und so weiter!

Rein.:  Also dann die Pizza neu plus drei Wünsche inklusive Erfüllung?

Pizz.:  Ganz genau.

Rein.:  Okay. Aber was soll ich mir wünschen, überleg ich schon die ganze Zeit.

Pizz.:  Ohhh, rabiata, hat wie im Märchen drei Wünsche frei und weiß nicht, was er sich wünschen soll! Reiner, das ist aber ganz und gar nicht richtig normal.

Rein.:  Jaaahh, wir leben eben nunmal nicht im Märchen, sondern in der Realität! Da sieht das Leben anders aus, und da ist es wieder anders, als es aussieht!

Pizz.:  So?! Na, sowas Blödes! Wünsch dir aber nun bloß nicht, dass das Leben so aussieht, wie es ist! Sowas geht nicht wegen - ja - wegen dem Aussehn eben.

Rein.:  Ja, aber das wär´s gewesen. Was soll ich mir nun denn bloß wünschen? (was soll er sich wünschen?) Vielleicht einen Mercedes?

Pizz.:  Geht auch nicht, tut mir leid: nur italienische Autos. Basta.

Rein.:  War ja nur eine Frage. Dann vielleicht was für meinen Sohn, den Johannes?

Pizz.:  Ja, du könntest ihn in eine DVD verwandeln.

Rein.:  In eine DVD? Wieso denn das?

Pizz.:  Wieso? Die stellst du ins Regal; wenn dir danach ist, spielst du sie ab, wenn nicht, steht sie nur da.

Rein.:  Na ich weiß nicht. (was wünschen?) Nein, ich hab´s!

Pizz.:  Na?!

Rein.:  Ich wünsche mir, dass der Johannes als Sohn besser ist!

Pizz.:  Dass er als Sohn besser ist?

Rein.:  Naja, dass er - er soll - ich meine, er sollte - "besser" ist vielleicht nicht das richtige Wort. (wie soll er sein? Normal!) Normal, genau! Einfach normal, einfach ganz normal! Ein ganz und gar normaler Sohn. Das kann doch eigentlich gar nicht zuviel verlangt sein.

Pizz.:  Keine Ahnung. Hat sich bisher noch niemand gewünscht, etwas ganz Normales. Muss man einfach abwarten, was dabei herauskommt. Dann also los!

 

***

 

Die Teichromanze

Dieses Stück ist noch zu DDR-Zeiten entstanden und bekam 1984 den

Sonderpreis im Stückwettbewerb für Puppentheaterstücke/Spielvorlagen der DDR

 

Szene mit der 1. Strophe des Teichliedes

gesungen von der Teichjungfrau Heide-Aqua, begleitet vom Chor der Frösche

 

Heide-Aqua:

Manchmal scheint uns dieser Teich

schrecklich klein im Erdenreich:

Lebt in diesem Element

denn ein Köpfchen, das man kennt?

Krebse, Karpfen, Kröten, Steine,

große grüne, gelbe kleine,

hausen mit vereinfachtem Gehirne,

ohne Kenntnis der Gestirne,

ohne höhere Idee

hier in diesem See.

Und die Fischlein leise, leise,

ziehen ihre Kreisekreise.

Nix Konflikt, nix Polizei.

Alles läuft hier einwandfrei.

Fröschlein ruft den ganzen Tag

Fröschechor: Quaquaquaquaquaquaquaaak!

Piepenburg (Klubhausleiter, erwachend): Oh, oh, ich bin ertrunken! Aber eben hab ich doch meine Lieben weinen gehört?!